Am Morgen bemerken wir, dass das was zwischen dem Ruinengrundstück und dem angrenzenden Hausgrundstück liegt, keine Straße ist, sondern nur eine Auffahrt.
Als wir gerade alles zusammen räumen, kommt ein Mann im Kleinbagger angefahren und lädt drei Meter neben unserem Campingplatz eine Fuhre Bauschutt ab. Ich stelle mich schon auf ein mahnenedes Gespräch oder schlimmeres ein, aber der Bagger verschwindet einfach wieder. Eine weitere halbe Stunde später kommt ein Mann (der Baggerfahrer?) vorbei und fragt, in welche Richtung wir gehen. Ich sage, nach Tossals Verds. Daraufhin meint er: “Dann schließe ich euch das Tor auf.” Kurz darauf: ” Oder wollt ihr noch die Finca ansehen?” Ich immer noch verblüfft, “Si, y muchas Gracias!” Also gehen wir unten raus, durch ein wunderschönes Grundstück und landen wieder in Biniaraix, wo wir mit allen Überredungskünsten versuchen, den Barmann der Bar dazu zu bringen uns einen Kaffee zu verkaufen. Er ist aber ein Morgenmuffel und weißt sehr genervt darauf hin, dass er noch geschlossen hat. Also gut. Dann eben gleich los.
Der steile Anstieg auf dem alten Pilgerweg ist wunderschön und eröffnet allerhand Aussichten. Ich habe drei Liter Wasser im Gepäck, was sich bemerkbar macht.
Am Coll de l’Ofre steigen wir noch ein bisschen höher und machen eine Pause und ich bemerke, wie überdrüssig ich der Passagen bin, bei denen ich auf allen vieren klettern muss und aufgrund des Rucksacks keine gute Kontrolle habe. Trotzdem ist die Aussicht ganz kurz großartig und wir essen die mitgebrachte Salami und Baguette. Kaum aufgegessen kommt dichter Nebel auf und wir können beobachten, wie alles um uns herum in einer kühlen Wolke verschwindet.
Nebel – wie immer magisch und wir steigen durch ein Wäldchen ein kurzes Stück ab bis wir auf die Ebene kommen, die zum Cuber Stausee führt. Auch dort ist es noch neblig, nur hin und wieder streift die Sonne die umliegenden Berge und ich komme mir vor wie im Auenland. Die grünen Hänge sind mit Schafen gesprenkelt. Bis auf deren Gebimmel herrscht absolute Stille und wir nähern uns gemütlich dem See.
Am See angekommen taucht Nils direkt ein, ich begnüge mich (brrr!) mit einer Katzenwäsche am Ufer.
Am anderen Ende des Sees, an einem Parkplatz, steht eine große, touristisch vorgebildete Eselsfamilie, welche die vorbeikommenden Leute unter Zuhilfenahme des Kindchenschemas (ein Eselbaby ist auch dabei) um Essen anbettelt. Teilweise mit rabiaten Methoden.
Ich wähle den einfachen nördlichen Weg, Nils geht über den Pas Llis mit Klettersteig. Darauf verzichte ich lieber mal. Der Weg ist am Anfang sehr entspannend und zeigt ein paar großartige Aussichten auf den Gorg Blau Stausee. Nomen erst Omen.
Danach wird’s zwar nicht richtig steil, dafür steinig und ich bin schon ganz schön müde, habe mir aber vorgenommen, die vorgegebene Zeit bis Tossals Verdes einzuhalten und schalte in den Kampfmodus. Vor Tossals Verdes sehe ich keinerlei geeignete Campingplätze und ich hoffe auf Nils, der von der anderen Seite kommt.
Von oben sieht das Anwesen beeindruckend aus und groß aus und ich sehe wunderbare saftige und ebene Campingwiesen.
Als ich einmarschiere habe ich direkt Angst vor der vielgepriesenen Unmut des Wirts, die sich als halb so schlimm erweist. Lapidar erläutert er, dass Camping in ganz Mallorca verboten ist und deshalb auch auf dem Gelände. Aber was er nicht sieht, interessiere ihn auch nicht. Außerdem sei es möglich unter dem Unterstand zu nächtigen, nur ein Zelt aufschlagen sei keine Option.
Nils, der eine Stunde später eintrifft bekommt sogar Brot obwohl wir kein Abendessen gebucht haben. Wir packen den Kocher aus und kochen Nudeln mit Tomatensoße.
Ich will heute nicht mehr in die Wildniss und entscheide mich für den Unterstand der bereits von Iris und Arne besetzt ist. Die beiden haben sich Camping in den USA angewöhnt, weil die Motels so teuer waren. Später kommen noch zwei betrunkene Belgier dazu.
Die Nacht wird ziemlich kalt und feucht und als Nils mir am nächsten Morgen die Bilder von seinem Camp zeigt, werde ich schon etwas neidisch.