Habe offensichtlich immer noch nicht genug. Jedenfalls packe ich nach dem Frühstück wieder meine Siebensachen zusammen, dieses Mal in meinen Fressturnbeutel, und fahre – gemäß einer Empfehlung von Viktor, dem Reiseleiter – mit dem Bus nach Alcudia um von dort aus zum Strand Coll Baix zu wandern.
Ich wähle den Weg über einen, im Vergleich zu den Bergen der vergangenen Wochen – Hügel, verpasse aber am Coll de Ses Fontanelles den Abzweig und lande unter dem Gipfel vom Talaia d’Alcúdia.
Dort ist auf der Karte ein leichter Kletterstieg angezeigt und ich denke, den packe ich schon. Was dann auch so passiert. Ich muss zwar etwa 300 Meter unter zuhilfenahme aller Körperextremitäten kraxeln, aber das macht sogar Spaß.
Der Blick von hier oben zeigt über die zwei Buchten von Pollenca und Alcudia hinaus in die Tramuntana und ich mit ein wenig Wehmut aber vor allem mit Stolz betrachte ich nochmal die Berge aus denen ich hierher gekommen bin.
Erst als der Gipfel noch etwa 10 Meter über mir liegt, eine Steilwand hoch, die man umrunden muss um auf der anderen Seite etwas flacher nach oben zu kommen, bricht mir der kalte Schweiß aus. Die Umrundung besteht aus einem 30cm breiten Weg, der geröllig und schräg angelegt ist und neben dem es ziemlich steil und weit nach unten geht. Bravo. Solche Stellen könnte man doch mal in Karten verzeichnen. Mir zuliebe. Ok. Runter ist jetzt auch keine Option mehr und ich wende den gelernten Trick an. Augen auf die Füße, nicht nach unten sehen und 200 Meter mit den Händen einigermaßen abgesichert den Weg entlang gehen. Als ich denke, ich hab’s geschafft liegt vor mir eine Art Gesteinstreppe, die ich nach oben muss um den Fels zu umrunden. Daneben das Nichts. Augen auf und drüber. Dahinter erstmal Schnappatmung. Es stehen auch schon einige Leute rum, die ich jetzt nur noch nach dem allereinfachsten Weg nach unten frage.
An der Kreuzung zum allereinfachsten Weg sitzt Katharina aus Karlsruhe, die eigentlich nach oben wollte, es jetzt aber sein lässt. Zum Strand komme ich heute nicht mehr. Anstatt dessen Lande ich in der Eremita de La Victoria, wo ich erstmal Wasser nachfülle um dann gemächlich die Straße nach unten zu wandern. Nach einigen Kilometern hält Julie neben mir an. Sie arbeitet im Jugendcamp und fragt, ob sie mich nach Alcudia mitnehmen soll. Ich nehme dankend an, denn es ist noch ziemlich weit.
In Alcudia kaufe ich mir erstmal eine lange Hose, die gut in meine Hiking-Clown-Ausrüstung passt. Die Tights kann ich nicht mehr sehen. Die Mischung Sonnencreme und Handwäsche fühlt sich einfach Bäh an. Auf eine Schlafhose zu verzichten war irgendwie Stupid Light.
Am Abend in Port de Pollenca esse ich in einem Restaurant leckeren, gegrillten Fisch und der Kellner freut sich, weil ich die einzige Frau bin, die sich eine zweite Portion nachbestellt. Plus Nachtisch.